Shine with shiatsu journal

30 Tage, 30 Spaziergänge und ein neuer Rhythmus der in mir erwacht

Ich habe mal gehört, dass es 28 Tage braucht um eine neue Gewohnheit zu entwickeln. Manche sagen es reichen auch nur 3 Wochen, wenn man wirklich konsequent dabei bleibt. So richtig habe ich nie darüber nachgedacht bis vor kurzem, wo ich ganz zufällig eine neue Gewohnheit für mich entdeckt habe. Sie ist ganz simpel. Ein Spaziergang am Tag. Ohne Einkaufslisten oder kleine Aufträge, die noch schnell erledigt werden müssen. Ohne nebenbei zu telefonieren oder diesen tollen, neuen Podcast zu hören. Nein, einfach nur laufen.

1. Das schlichte Leben

Die ersten drei Tage habe ich mir richtig lange Strecken ausgesucht. 2 km zum Park, dann auf den großen Hügel steigen und im sportlichen Tempo wieder zurück. Mein Körper freute sich zwar über diese Dynamik, doch wirkte sie etwas aufgesetzt. Tag für Tag wurde meine Bewegung natürlicher und meine Schritte langsamer. Ich merkte es daran, weil mich viele Leute auf dem Gehweg überholten. Auch rannte ich nicht mehr schnell über Ampeln, die gleich auf rot wechseln würden.

Ich blieb stehen, atmete ein und aus und wartete. Ich bin da, das ist genug. Ich muss hier nichts leisten – sagte meine innere Stimme.

Ab da an plante ich meine Spaziergänge nicht mehr. Ich ging einfach raus und überließ es dem Zufall, wo es mich hintreiben würde (etwas was ich beim Reisen so liebe, einfach ohne Stadtplan den Ort erkunden!) Dabei ist es auch ein Spiel, dass ich oft mit meinen Kindern mache. Wir laufen ohne Ziel und verlassen uns auf unsere Intuition. Wenn wir an einer Kreuzung stehen bleiben, darf eine Person bestimmen, ob wir rechts, links oder geradeaus weitergehen. Wo wir rauskommen, ist gar nicht wichtig. Worauf es mir dabei ankommt ist, dass meine Kinder nicht nur den Impuls in sich spüren einer Richtung zu folgen, sondern es auch wirklich tun. Ich glaube an diese innere Führung in uns. Bei einfachen Sachen wie Spazierengehen und bei allen anderen auch.

So entdeckte ich durch meine neue Gewohnheit mein Umfeld auf eine neue Art und Weise. Ich blieb oft stehen, schaute auf Bäume, sammelte Blätter, betrachtete Vögel und Einhörnchen. Meine Aufmerksamkeit war wie so oft auf meinen Füßen, auf dem Kontakt zum Boden. Ich ging raus bei Sonnenschein, Wind und Regen. Ich saß auf Bänken und schaute zu wie sich das Leben entfaltet mit jedem Atemzug. Dabei stellte ich fest – das Leben ist überall. Nicht nur vor meinem Laptop. Ich verpasse nichts, wenn ich draußen bin. Ganz im Gegenteil. Es eröffnet sich ein neuer Zugang.

2. Pausen, die wirklich Pausen sind

Dieses Jahr habe ich so viel Zeit zuhause verbracht wie noch nie. Dabei beobachtete ich, wie sich das private mit dem beruflichen oft vermischt und ich bewusste Pausen brauche. Mittlerweile nach 30 Tagen Übung bekomme ich klare Anzeichen von meinem Körper. Der Kopf ist voll, die Grenze erreicht, es ist Zeit für Bewegung.  

Jeder von uns spürt solche Botschaften auf eine andere Art und Weise. Was uns aber jetzt zu dieser Jahreszeit verbindet, ist das tiefe Bedürfnis nach Entspannung. Nach der Traditionellen Chinesischen Medizin kommen wir jetzt in die Zeit des Wassers, wo die Niere und Blase uns zur Ruhe und Regeneration einladen. Im Hinblick auf die Jahreszeit und die Corona-Pandemie sind diese Fragen in mir sehr präsent:

Wie können wir Momente der Stille und Entspannung in unserem Alltag schaffen? Wie können wir Pausen so gestalten, dass sie uns an Leichtigkeit und Freude erinnern? 

Wie können wir täglich was für uns tun, weg von dem Gedanken, dass Regeneration nur am Wochenende stattfindet? 


Heute ist der letzte Novembertag. Und auch morgen werde ich mein neu gewonnenes Ritual pflegen und mir einen Spaziergang gönnen. Ich liebe die Schönheit der einfachen Dinge. Einfach nur laufen, ohne Erwartungen. Denn ich weiß, das Leben kommt mir sowieso entgegen. 

Liebe Grüße, 
Aleksandra 

Aleksandra Hoffmann Shiatsu Berlin

über die authorin

Aleksandra Hoffmann

Aleksandra Hoffmann ist zertifizierte Shiatsu-Praktikerin mit Sitz in Berlin. Sie unterstützt KlientInnen in Zeiten von körperlichem und emotionalem Stress, sodass sie sich in ihren Körper und ihre Bedürfnisse hineinspüren können. Und Frieden in sich selbst finden.